Durch jahrzehntelange Forschung wissen wir, dass beim Menschen insbesondere die Mimik für das Zeigen und Erkennen von Emotionen wichtig ist. Die Hundeforschung ist zu diesem Thema bislang noch sehr lückenhaft. Neue Erkenntnisse bringt eine Studie unserer Doktorandin Annika Bremhorst (frei zugänglich im Fachjournal „Scientific Reports“. Darin haben wir untersucht, wie Hunde positive Erwartung und Frustration im Gesicht ausdrücken. Insbesondere Frustration beim Hund erkennen zu können ist wichtig, da diese Emotion eine häufige Ursache von Problemverhalten ist.
In dem Experiment wurden die teilnehmenden Hunde darauf trainiert, sich einem Testapparat anzunähern, um dort eine begehrte Futterbelohnung zu erwarten. Während die Hunde 5 Sekunden lang auf ihr Futter warten, wurden ihre Gesichtsausdrücke durch eine Plexiglasscheibe gefilmt. Diese öffnete sich nach 5 Sekunden und gab den Weg auf die Belohnung frei („positive“ Kondition).
In einzelnen „negativen“ Testdurchgängen wurde die Futterbelohnung zwar ebenfalls nach 5 Sekunden in den Apparat gelegt, jedoch öffnete sich die Plexiglasscheibe nicht. Die Hunde konnten die Futterbelohnung nur sehen, kamen aber nicht an sie heran, was Frustration hervorrufen sollte. Wir untersuchten die Mimik der Hunde bei mehreren „positiven“ und „negativen“ Durchgängen mittels DogFACS, einer objektiven Methode zur Messung von Hundemimik.
Die Ergebnisse: In den „positiven“ Durchgängen stellten die Hunde ihre Ohren mehr auf, während sie diese in den „negativen“ Durchgängen anlegten. Bei den „negativen“ Durchgängen öffneten die Hunde zudem öfter ihr Maul, blinzelten und leckten sich mit der Zunge über die Nase. Dies ist die erste Studie, die subtile mimische Unterschiede bei Hunden im Zustand positiver Erwartung und Frustration zeigen konnte.
Quelle:
Bremhorst A, Sutter, NA, Würbel H, Mills D & Riemer S (2019) Differences in facial expressions during positive anticipation and frustration in dogs awaiting a reward. Scientific Reports 9, 19312. Volltext