Welpensozialisierung beim Züchter - neue Studie
Wie Züchter die früher Sozialisierungphase nützen können, um Stressresilienz zu fördern
Erfahrungen in der Sozialisierungsphase (ca. 3-12 Wochen) sind bekanntlich besonders wichtig für die Verhaltensentwicklung bei Hundewelpen. Der Großteil dieser Zeit findet statt, wenn die Welpen noch beim Züchter leben. Den Züchtern kommt also eine tragende Rolle zu, wenn es darum geht, ihre Welpen optimal auf ein Leben in der Menschenwelt vorzubereiten. Denn obwohl man vieles aufholen kann, fällt es Hunden nie wieder so leicht, sich an diverse Umweltreize und andere Lebewesen zu gewöhnen wie in der Sozialisierungsphase.
Obwohl bereits lange bekannt ist, wie wichtig die Sozialisierungsphase für Hundewelpen ist, gibt es nur wenige Studien, wie man diese Zeit am besten nützen kann. Prinzipiell gilt, dass es in dieser Zeit wichtig ist, dass die Welpen vielfältige Reize kennen lernen.
In der Studie von Lisa Stolzlechner und mir haben wir untersucht, wie Übungen des Puppy Culture Programms die Stress-Resilienz von Hundewelpen verbessern können. Dabei lernten die Welpen nicht nur neue Dinge kennen, sondern wurden vor kleine Herausforderungen gestellt.
83 Welpen von 13 Würfen (diverse Rassen bei privaten Züchtern) wurden in die Studie inkludiert. Die Hälfte jedes Wurfes wurde der Testgruppe und die andere Hälfte der Kontrollgruppe zugeteilt. Zusätzlich zur normalen Sozialisierung bei der Züchterin erhielt die Testgruppe im Alter zwischen 3 und 5-6 Wochen insgesamt 12x Besuch der Testleiterin Lisa Stolzlechner. An jedem Tag wurden sie mit einem neuen Objekt, einer Problemlöseaufgabe (z.B. eine kleine Barriere überwinden) und 3 Überraschungsreizen (z.B. ein herunterfallendes Buch, Metallgeräusch, Aufnahme von Feuerwerken…) konfrontiert.
Letztere begann immer aus Distanz und relative leise. Wenn die Welpen darauf gar nicht mehr reagierten, wurde der Reiz erneut näher oder lauter präsentiert. Ganz wichtig war dabei, das Verhalten der individuellen Welpen zu beobachten – Ziel war schließlich eine Desensibilisierung und keine Sensibilisierung.
Die Kontrollgruppe verbrachte gleichviel Zeit mit der Trainerin, doch sie erhielten keine Übungen – stattdessen spielte Lisa mit ihnen oder streichelte sie.
Mit 6-7 Wochen wurden die Welpen in einem Verhaltenstest getestet. Dabei zeigten sich die Welpen der Testgruppe wie vorhergesagt mutiger und konnten besser mit neuen oder plötzlichen Reizen umgehen: sie erkundeten das neue Objekt mehr und suchten im Test mit dem neuen Objekt weniger Schutz bei Menschen, sie reagierten weniger stark auf den Knall und erholten sich auch schneller, und sie waren erfolgreicher beim Problemlösen.
Das zusätzliche Training war also erfolgreich
Als die Welpen 6 Monate alt waren, wurden die HalterInnen der Welpe gebeten, einen Persönlichkeitsfragebogen auszufüllen. Hier gab es allerdings keine Unterschiede mehr zwischen den Gruppen. Für nachhaltige Effekte müsste das Training sicher länger fortgeführt werden – schließlich hatten die Welpen zum Zeitpunkt des Welpentests ja noch einen Großteil der wichtigen Sozialisierungsphase vor sich. Aus praktischen Gründen haben wir das Training nicht weiter fortgeführt – für Züchter ist es auf jeden Fall empfehlenswert, die Welpen weiter mit kleinen Herausforderungen zu konfrontieren und sie mit neuen Dingen vertraut zu machen.
Das Paper ist hier frei verfügbar: www.mdpi.com/2076-2615/12/22/3067